Druckverfahren, Drucker, Farbe und vor allem Papier haben einen riesigen Einfluss darauf, wie eine Datei in ausgedrucktem Zustand aussieht. Dieselbe Datei sieht auf einem glänzenden Papier völlig anders aus als auf einer matten, gemaserten Leinwand. Während der glänzende Ausdruck über hohe Kontraste und gesättigte Farben verfügt, wirkt der Leinwanddruck deutlich kontrastärmer, weniger farbig und oft etwas warmtoniger. Diese Bildwirkung ist die Folge der unterschiedlichen Eigenschaften der verschiedenen Druckmaterialien und Verfahren.
Folge 09
Drucker profilieren
Farbmanagement für Fotografen
Softproof - Vorschau des Druckergebnisses
In der Bildbearbeitung lassen sich Bilder im Hinblick auf diese Eigenschaften optimieren. Ändern lassen sich besagte Eigenschaften aber nicht. So kann ich ein cremeweißes Papier nicht per Software zwingen, reinweiße Flächen darzustellen, da zur Erzeugung der weißen Flächen ein herkömmlicher Tintenstrahldrucker schlicht und einfach keine Farbe auf die Fläche druckt. Und ein helleres Weiß als den Farbton des zu bedruckenden Materials kann man nicht erzwingen. Genauso im Schwarz: Der Drucker kann noch so viel schwarze Farbe auf die Leinwand drucken – ist der Ausdruck getrocknet wird die schwarze Fläche immer nur wie ein dunkles Grau aussehen.
Wenn man diese Eigenschaften nicht verändern kann, welchen Sinn macht Farbmanagement dann überhaupt noch?
Wenn wir Bilder bearbeiten, machen wir das immer „auf Sicht“ – das heißt, wir erwarten, dass das, was am Monitor passiert auch dem endgültigen Ergebnis entspricht. Sobald es um den Druck geht, ist diese Erwartungshaltung aber nur gerechtfertigt, wenn wir die spezifischen Eigenschaften des geplanten Drucks berücksichtigen können. Wir können zwar nicht erzwingen, dass der Druck sich verhält wie die Monitordarstellung, wohl aber können wir dafür sorgen, dass die Monitordarstellung dem Druck entspricht
Dazu muss man sein Bildbearbeitungsprogramm aber in die Lage versetzen, den nächsten Verarbeitungsschritt, also den Druck, simulieren zu können. Damit das möglich ist, müssen die spezifischen Eigenschaften der Kombination aus Drucker, Farbe und Druckmaterial bekannt sein. Diese Eigenschaften werden in einem ICC-Profil gespeichert und versetzen die Bildbearbeitungssoftware in die Lage, die Wirkung des Ausdrucks in der Softproofansicht zu simulieren.
ICC-Profile für die Softproofansicht beim Selberausdrucken
Wo bekomme ich diese ICC-Profile denn nun her? Drucke ich selbst, gibt es zwei Möglichkeiten:
Erstens: Ich erstelle selbst ein Profil. Dazu brauche ich einen Messsensor (Spektralfotometer wie der datacolor SpyderPRINT oder dem x-rite i1). Mit Hilfe der dazugehörigen Software werden Farbfelder ausgedruckt, die dann mit dem Messkopf ausgemessen werden. Dieses Verfahren ist das Genaueste, da hier ein individuelles Profil für die konkreten Eigenschaften der genutzten Drucker-/Farb-/Papier-Kombination erstellt wird.
Zweitens: Nutzt man einen professionellen Drucker der Epson SureColor P-Serie oder einen Canon Drucker der Pixma Professional-Serie, braucht man meist keinen eigenen Messsensor, sondern kann beim Drucker-Hersteller Profile für die Nutzung der Original-Papiere herunterladen. Will man Papiere von Drittanbietern wie Tecco, Hahnemühle oder Ilford nutzen, findet man diese Profile auf den Herstellerwebseiten. Diese Profile sind zwar nicht so genau, wie die, die man selbst misst, aber in den meisten Fällen führen sie schon zu einer aussagekräftigen Softproofansicht. Dabei gilt es zu beachten, dass diese Profile nur bei der Verwendung originaler Tinten zu brauchbaren Ergebnissen führen wollen. Will man Fremdtinte nutzen, was ich im Fine-Art-Druck nicht empfehlen würde, kommt man um eine individuelle Profilierung nicht herum.
Immer den Papiertyp richtig einstellen
Was beim selbst Drucken ganz wichtig ist: die richtigen Druckereinstellungen einstellen. Papiertyp (Media Type), Papierdicke und das entsprechende Druckprofil müssen im Druckdialog richtig eingestellt sein, damit der Drucker auch korrekt gesteuert wird und das Ergebnis der Softproofansicht entspricht.
ICC-Profile für die Softproofansicht bei Dienstleistern
Aber auch wenn ich nicht drucke, kann ich die Softproofansicht nutzen.
Auch viele Druckdienstleister bietet diese ICC-Profile für ihre verschiedenen Materialien zum Download an. So lässt sich auch bei nicht selbst gedruckten Bildern schon am Monitor erkennen, wie der fertige Druck aussehen wird. Hier ist es aber wichtig, sich Anbieter zu suchen, die diese Druckprofile anbieten. Andernfalls ist gerade bei Materialien, die sich deutlich von einem glänzenden Fotopapier unterscheiden, die Gefahr groß, dass man vom Druckergebnis enttäuscht sein wird.
Besondere Vorsicht ist oft bei günstigen Großausbelichtern geboten. Diese lassen über die eingereichten Bilder oft eine Bildbearbeitungsautomatik laufen. Die meisten Knipsbilder der Kundenmehrheit macht diese Automatik besser. Will man aber als ambitionierter Fotograf, dass das Bild möglichst unverfälscht gedruckt wird, ist diese Automatik unerwünscht, filtert sie doch z. B. den Farblook, den ich meinem Bild absichtlich gegeben habe, wieder heraus.
Alternativen zum eigenen Messsensor
Die Geräte zum Erstellen von Druckerprofilen sind im Vergleich zur Kameraprofilierung und Bildschirmkalibrierung teuer, das Erstellen der Profile zeitaufwändig, weil viele Farbfelder gemessen werden müssen.
Will man seinen Druckworkflow nicht selbst profilieren und gibt es keine Profile zum Herunterladen, kann es sinnvoll sein, dieses von einem Dienstleister erledigen zu lassen. Dies ist nicht so schlimm, wie es klingt, denn dafür muss niemand zu Ihnen kommen, und Sie müssen auch nicht den Drucker einschicken. Alles, was Sie tun müssen, ist, die benötigten Farbtafeln auf eine bestimmte Weise auszudrucken und diese Drucke an den Dienstleister zu schicken, der aus den Drucken ein Profil erstellt. Diese Profilerstellung gibt es in einfacher Qualität bereits ab 27 Euro, während ein System zur Druckerkalibrierung schnell über 1000 Euro kosten kann. Anbieter gibt es einige, hier nur ein paar, die ich auf Anhieb gefunden habe:
Bei Winkler habe ich auf diese Weise ein Profil für meinen Canon Selphy CP1300 erstellen lassen. Dafür kaufte ich die Dienstleistung auf der Webseite, bekam dann E-Mail mit Bankverbindung und einer Bilddatei samt Anleitung, wie diese auszudrucken sei. Diese Bilddatei habe ich dann auf meinem Drucker mit dem korrekten Papier und Farben ausgedruckt und per Post an Winkler geschickt. Diese haben die Farben von meinem Druck ausgemessen, daraus ein Profil für meinen Drucker berechnet und mir das zugeschickt. Natürlich gilt dieses Profil nur für genau diese Kombination aus Drucker, Papier und Tinten, und es wäre durchaus sinnvoll, das Profil hin und wieder zu aktualisieren. Aber dennoch, auch so ein maßgeschneidertes Profil wird die Farben treffsicherer wiedergeben als ein allgemeines Profil und kann daher durchaus die Investition wert sein.
Wenn Sie viel drucken, kann sich die Anschaffung eines guten Druckers und die Investition in ein eigenes Profil lohnen. Alternativ sollten Sie Sich einen guten Druckdienstleister suchen, der vernünftiges Farbmanagement betreibt, und dort drucken lassen. Wenn man immer wieder neu bei dem jeweils günstigsten Anbieter drucken lässt, muss man sich nicht wundern, wenn die Farben jedes Mal anders aussehen, denn leider betreiben nur die wenigsten gutes Farbmanagement.
Scanner profilieren
So manche Fotografen zieht es zur Entspannung zurück zu analogen Kameras, doch auch hier möchten sie nicht auf eine Digitalisierung verzichten und scannen ihre Werke. Gute Scansoftware wie SilverFast oder VueScan bieten die Möglichkeit, auch Scanner zu profilieren. Dafür scannt man ein sogenanntes IT-8-Target, also mal wieder ein Blatt mit vielen Farbfeldern. Die Scansoftware vergleicht diesen Scan mit einer zum jeweiligen IT-8-Target gehörigen Datei und erstellt daraus ein Profil für den Scanner.
Druckerprofilierung per Scanner
VueScan und SilverFast bieten sogar die Möglichkeit, mit Hilfe des Scanners Druckerprofile zu erstellen. Dafür wird über die Scansoftware ein IT-8-Target auf dem zu kalibrierenden Drucker und Papier ausgedruckt. Dieser Ausdruck wird über den profilierten Scanner eingescannt, und aus diesem Scan erstellt die Software ein Profil für den Drucker. Hinsichtlich Qualität liefert eine Profilierung per Scanner in der Regel nicht so gute Ergebnisse wie ein teures Gerät zur Druckerkalibrierung, ist dafür aber deutlich günstiger in der Anschaffung.